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Die Schweizer legen einen Zahn zu

von Quentin Mayerat

Leichtwindstarts sind bei den Extreme Sailing Series nicht wie hier in Nizza ungewöhnlich. V.l.n.r.: Groupe Edmond de Rothschild, Team Extreme und Emirates Team New Zealand. © zVg

„Unser gutes Abschneiden in Cowes (3.), Nizza (3.) und Almeria (1.) hat uns nach der Europatour ein gutes Stück nach vorne gebracht. Vor dem Final liegen wir nur einen Punkt hinter dem Drittplatzierten. Natürlich fahren wir dadurch mit dem entsprechenden Enthusiasmus nach Singapur. Theoretisch liegen auch die beiden führenden Konkurrenten in Reichweite. Aber wir müssen auf der Hut sein. Andere Teams wie Oman Air werden immer stärker. Ben Ainslie, der in Singapur das Steuer übernimmt, ist ein gefährlicher Gegner.“ Pierre-Yves Jorand, der Coach von Alinghi, ist sich der schwierigen Aufgabe, die die Schweizer am entscheidenden Act 9 erwartet, durchaus bewusst.

Alinghi kann den letzten Event in Asien mit einer gehörigen Portion Selbstvertrauen angehen. Nach Cowes lagen die Schweizer mit Skipper Tanguy Cariou noch auf Rang 7 des Gesamtklassements und arbeiteten sich dann im Lauf der vier europäischen Etappen geduldig bis fast aufs Podest vor. Eine Aufholjagd, die in Asien spannende Regatten erhoffen lässt. Die führenden Luna Rossa, Groupe Edmond de Rothschild und Emirates Team New Zealand werden um ihre Podestplätze kämpfen müssen.

Alinghi vor Luna Rossa und Groupe Edmond de Rothschild, den beiden Führenden im Gesamtklassement. Dahinter liegt Oman Air in Lauerstellung. © zVg

Ausnahmebedingungen

In Nizza fiel die Bilanz durchwachsen aus, denn die Extreme 40 kamen bei dem leichten Wind nie so richtig auf Touren. An Bord der Boote herrschte fast geisterhafte Stille, so viel Konzentration verlangten die schwierigen Bedingungen den Teams ab. Groupe Edmond de Rothschild mit Pierre Pennec am Steuer erwies sich im Nervenkrieg vor der Promenade des Anglais als Meister seines Fachs.

Dem Event in Nizza war Act 6 im sizilianischen Trapani vorangegangen. Dort hatten die Extreme 40 von aussergewöhnlichen Bedingungen mit bis zu 17 Knoten Wind profitiert.

Nach einem ersten Sieg im Act 5 in Cowes (GB) legte das Team von Leigh McMillan auf The Wave, Muscat in Trapani gleich noch einmal nach und gewann auch den heftig umkämpften Act 6 der Extreme Sailing Series. Nach 34 Läufen trennten das Siegerboot The Wave, Muscat (283 Punkte) und die zweitplatzierte Groupe Edmond de Rothschild (274 Punkte) nur gerade neun Punkte.

Publikumserfolg in Almeria

Dieses Jahr wurde die Saison nicht mit dem Act 8 in Almeria beschlossen. Trotzdem war die spanische Etappe für die Extreme Sailing Series etwas Besonderes. Der Hafen eignet sich hervorragend für die in einer „Wasserarena“ ausgetragenen Wettkämpfe, im Regattadorf herrschte buntes Treiben und das Zuschauerinteresse war gross. Fast 70‘000 Personen verfolgten die Regatten vor Ort. Ein Publikumserfolg, der live auf Skippers.tv übertragen wurde und als Video noch immer am Web-TV von Skippers angeschaut werden kann.

The Wave, Muscat gewann mit Cowes und Trapani gleich zwei Acts in Folge. © zVg

Die Schweizer von Alinghi dominierten das Geschehen in Spanien souverän. „Wir hatten vier Supertage! Seit Saisonbeginn sind wir diesem Sieg hinterhergerannt. Jetzt haben wir den anderen Teams endlich gezeigt, wozu wir fähig sind.“ Tanguy Cariou ist ausser sich vor Freude. Der Zweikampf gegen Luna Rossa war an Dramatik kaum zu überbieten und der Rhythmus verlangte allen Teams viel ab, wie Cariou bestätigt: „In Spanien war jeder Meter ein Kampf und am Ende waren wir völlig erschöpft. Bei einigen Bojenrundungen wurde es extrem knapp, aber wir haben nicht locker gelassen.“

Fehlerfreier Auftritt für Alinghi in Almeria. Yann Guichard, Tanguy Cariou, Yves Detrey und Nils Frei führten das Schweizer Boot souverän zum Sieg. © zVg

Dem Publikum wurde auf dem Wasser grosses Spektakel geboten. Auf dem Programm der unerschrockenen Seeleute standen Rümpfe, die sich bei vollem Tempo streiften, behelmte Segler, nervöse Manöver in unmittelbarer Nähe des Ufers, die die Zuschauern das Fürchten lehrten, und einige haarsträubende Kreuzungen und spektakuläre Kollisionen.

 

Tilt in Singapur

© zVg

Neben dem Team Alinghi waren in Andalusien auch noch andere Schweizer am Start. Die von Alexandre Schneiter angeführte Crew der Tilt segelte als Gastteam mit. Der Genfer legte einen eindrücklichen Kampfgeist an den Tag und wurde dafür auch mit zwei Laufsiegen belohnt. Sichtlich begeistert äusserte er sich über das Erlebnis: „Es war fantastisch, sich mit all den Koryphäen wie dem vierfachen Olympiasieger Ben Ainslie auf Oman Air zu messen. Das ist wirklich die Crème de la Crème. Das Regattieren gegen all diese Profis ist für uns passionierte Amateure nur schwer zu toppen!“ Wir wollten von ihm wissen, ob das andalusische Abenteuer als Training für die Zukunft gewertet werden muss. „Es wäre fantastisch, wenn wir jede Woche auf diesen Maschinen segeln könnten“, antwortete Schneiter und wurde dann auch etwas konkreter: „Wir haben in Singapur mit Arnaud Psarofaghis ein neues Teammitglied mit an Bord, das Boet Brinkgreve am Grosssegel und als Taktiker ersetzt. Und auch Charles Favre und Nicolas Heintz reisen mit mir nach Singapur.“

Ist die Teilnahme des Teams Tilt am letzten Act der Extreme Sailing Series 2011 ein Zeichen dafür, dass auch in der nächsten Saison mit ihm zu rechnen ist? Alexandre Schneiter ist zwar interessiert, plant aber eher etwas längerfristig. „Für die Saison 2012 ist noch nichts entschieden. Das Interesse an einer Teilnahme von Tilt bei den Extreme 40 ist eindeutig vorhanden, aber aus beruflichen Gründen eignet sich 2013 besser.“

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