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Der Ton wird schärfer

von Quentin Mayerat

28 Nationen waren in La Grande Motte, der Generalprobe für die ISAF-WM in Santander  © Antoine Beysens

Mit 71 Teams aus 28 Nationen hatte diese zweite Europameisterschaft der jungen Bootsklasse Nacra 17 Züge einer Generalprobe für die WM in Santander. In der von viel Wind geprägten Woche konnten acht Läufe bei 20 bis 30 Knoten Mistral gesegelt werden. Nur im alles entscheidenden Medal Race wehte ein leichter, stark drehender Wind.

© Antoine Beysens

Die Tandems, die 14 Tage früher angereist waren, um sich mit dem Segelrevier in der Bucht von Aigues Mortes anzufreunden und die nahezu idyllische Bedingungen antrafen, erwischte es beim Start wie eine kalte Dusche. Zuerst stellten sich Regen und Flaute ein, dann spielten die Elemente plötzlich verrückt. Die Regatta verkam zum Kraftakt. Gesegelt werden konnte nur an fünf der sieben Tage. Für die Teams und das Material erwies sich die EM als Stresstest. Es kam zu vielen ungewollten Showeinlagen und einigen spektakulären Kenterungen. Die Segler klagten über blaue Flecken, Rücken- und Rippenschmerzen. Einige zogen sich auch ernstere Verletzungen zu wie der Brite Andrew Walsh, der einen Armmuskelriss erlitt. Die Müdigkeit war den abgekämpften Teilnehmern anzusehen. Doch auch das Material litt. Beschläge und Ruder gingen zu Bruch und die Brasilianer entmasteten.

Das Schweizer Duo Matias Bühler/Nathalie Brugger mit vollem Einsatz. Sie wurden 9. © Antoine Beysens

Hochklassige Beteiligung

Italien, Frankreich, England und Australien waren in grosser Zahl vertreten und natürlich fehlte auch die Weltelite nicht. Alle waren sie da: die amtierenden Weltmeister Billy Besson/Marie Riou, die Nummer 1 des ISAF-Rankings Vittorio Bissaro/Silvia Sicouri, die Engländer Lucy Macgregor/Pipa Wilson und die Cracks Martinez/Pacheco (ESP) und Bundock/Curtis (AUS).

Bei so viel Wind wiegen die Helme schwer. Einige Läufe gingen bei 30 Knoten starker Tramontana zu Ende. © Antoine Beysens

Matias und Nathalie, die auf eine ausgezeichnete Saison 2013 zurückblicken können (3. an der WM, 5. in der Europawertung), wollten an der EM das Material im Hinblick auf die WM testen und in der direkten Begegnung mit der Konkurrenz eine Standortbestimmung vornehmen, denn die Flotte wird zunehmend stärker. „Kein Vergleich zum letztem Jahr“, bestätigt ihr belgischer Trainer Sébastien Godefroid (Bronzemedaillengewinner auf dem Finn in Atlanta und an den Olympischen Spielen 2008 auf dem Tornado). „Es ist beeindruckend, was die Teams der Spitzengruppe mit ihren Katamaranen alles anstellen. Bei Starkwind setzt das Boot Grenzen, nicht die Teams. Man spürt, dass Santander näher rückt, das Niveau ist extrem hoch.“ Die Herausforderung für die Teams besteht darin, sich gleich schnell zu steigern wie die Spitze. Alle haben diesen Winter viel trainiert und es sind auch einige neue Gesichter dazugekommen, darunter ein paar Olympiamedaillengewinner wie Norregaard/Just aus Dänemark und Lange/Carranza aus Argentinien. Erstmals seit der Ernennung des Nacra 17 zur olympischen Klasse waren im Medal Race zehn Nationen vertreten.

Dicht gedrängt am Start: Am Steuer der Nacra sind 30 Prozent Frauen und 70 Prozent Männer. © Antoine Beysens

Kurs auf Rio

Nach konstanten Laufklassierungen in den Top Ten belegten Matias und Nathalie den 9. Schlussrang. Sie waren mit ihrem Abschneiden insgesamt zufrieden, hätten sich aber eigentlich mehr erhofft. Ihr Fazit: „Wir haben den 8. Platz angestrebt, sind jetzt aber 9. Das ist zwar keine Katastrophe, aber wir sind mit unserer Leistung in den letzten Tagen nicht wirklich zufrieden. Wir müssen noch an einigen Punkten arbeiten. Ein paar Teams sind etwas stärker als wir. Jetzt dürfen wir auf keinen Fall nachlassen.” Auch Seb Godefroid sieht noch Steigerungspotenzial: „Ich denke, dass sie dieses Jahr ihr wirkliches Potenzial noch nicht gezeigt haben. Sie sind sehr konstant und in diesem Punkt bin ich mit ihnen zufrieden, trotzdem bin ich überzeugt, dass sie sich mit entsprechender Arbeit noch verbessern können.“ Positiv ist die Tatsache zu werten, dass es Matias und Nathalie bisher immer ins Medal Race geschafft haben, sie körperlich topfit sind, was ihnen bei dem starken Mistral zugutekam, und ihre Motivation ungebrochen ist. Nächster Termin nach einer zweiwöchigen Erholungsphase ist der erste Rio-Testevent im olympischen Regattarevier Anfang August. Mitte September findet dann die WM in Santander statt, wo sich die Schweizer vorzeitig für Olympia qualifizieren möchten.

© Antoine Beysens

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