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420er-Schweizermeisterschaft Turnaround geschafft?

von Quentin Mayerat

Schweizer Clubs setzen in der Juniorenausbildung wieder vermehrt auf Mannschaftsboote. Nach der Minibeteiligung im letzten Jahr gab es an der diesjährigen SM der 420-Klasse ein flottes Feld von 27 Booten. Maxime Bachelin verteidigte den Titel mit seinem neuen Partner souverän.

Als Einsteigerboot für Kinder ist der Optimist unbestritten, aber wenn Jugendliche mit 14 Jahren auf ein Folgeboot umsteigen, muss entschieden werden: Soll man mit dem Laser weiter auf ein Einmannboot setzen, damit es nie Probleme mit Partnern gibt, oder wird Teamwork in den Vordergrund gestellt und die ebenfalls altbewährte 420er- Jolle bevorzugt? Oft reichen die Ressourcen eines Clubs nicht aus, beide Klassen zu fördern. Da bleibt die Qual der Wahl. Bis vor Kurzem favorisierten die Clubverantwortlichen den Laser, jetzt scheint sich aber eine Trendwende abzuzeichnen.

Martin Vogler, Chef des Ressorts Junioren von Swiss Sailing, hat sich immer für die Beibehaltung des 420ers als Juniorenklasse eingesetzt: „Das Boot ist nach wie vor attraktiv, es müssen drei Segel bedient werden und der Trimm ist anspruchsvoll. Zudem bietet sich der 420er sowieso für alle an, die vom Körperbau her nicht für den Laser geeignet sind.“ Auch Brigitte Fischer, Juniorenchefin der SV Thalwil, zeigt sich überzeugt, dass der 420er die bessere Wahl ist: „Nur wer zu zweit auf einem Boot ist, lernt in einem Team zusammenzuarbeiten und Konflikte auszutragen. Und diese Jugendlichen werden später klar die besseren Regatteure. Natürlich ist es nicht immer einfach, den passenden Partner zu finden, da sind wir als Trainer gefordert. Das Duo muss nicht nur zwischenmenschlich gut funktionieren und die gleichen sportlichen Ziele haben, beide müssen auch über die gleichen Zeitgefässe zur Ausübung des Sportes verfügen.“

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DAS DUO BACHELIN/PLANTA HOLTE DEN TITEL MIT 6 PUNKTEN VORSPRUNG. © Hansjörg Weimer

Schwierige Partnersuche

Dass es Probleme gibt, den richtigen Partner zu finden, ist nicht von der Hand zu weisen. Das zeigt ein Blick auf die Fluktuationen bei den besten Schweizer Teams. Nicolas Rolaz, Opti-Weltmeister 2014, der jetzt auf den 420er gewechselt hat, segelt diese Saison schon mit seinem zweiten Partner und auch die momentan unbestrittene Nummer eins in der Schweiz, Maxime Bachelin, musste seinen Mitsegler diesen Sommer wechseln, weil dieser das Alterslimit erreicht hatte.

Manchmal braucht es Ausdauer und etwas Glück, um den richtigen Partner zu finden. Er muss nicht zwingend aus dem eigenen Club kommen. Ilona Hersberger vom Segelclub Enge hatte sich bei Aurelia Fischer von der SV Thalwil gemeldet, als diese dem Opti-Alter entwachsen war. Seit letzter Saison segeln die beiden Mädchen zusammen und das Duo funktioniert optimal, nicht zuletzt deshalb, weil beide das Gymnasium besuchen und kaum Probleme haben, Dispensen vom Schulunterricht zu bekommen. In der Szene gelten sie mittlerweile als Aufsteiger des Jahres.

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WAHRLICH KEIN ZUCKERSCHLECKEN FÜR DIE JUNGEN ATHLETEN: DIE SM 2015 DER 420ER-KLASSE. © Hansjörg Weimer

Verregnete Meisterschaft

Dass die 420er-Klasse Aufwind bekommen hat, sah man auch an der Teilnehmerliste der diesjährigen Schweizermeisterschaft. Mit 27 Booten am Start war das Feld 50 Prozent grösser als letztes Jahr. Leider präsentierte sich die Gegend am unteren Zürichsee Mitte Oktober nass, grau und kalt. Die Seglervereinigung Thalwil sorgte für die Organisation an Land, der Yachtclub Herrliberg führte das Zepter auf dem Wasser. Diese Zusammenarbeit bei der Austragung von Regatten hat sich seit Jahren bewährt und klappte auch diesmal hervorragend. Trotz unkonstanten, stark drehenden Winden konnten insgesamt sieben Wettfahrten gesegelt werden. Das war aber der guten Spürnase des Regattaleiters zu verdanken. Zügiges Ein- und Auswassern der Jollen, schneller Schlepp und entschlossene Kurssetzung halfen mit, dass die jungen Athleten nicht allzu lange unnötig frieren mussten.

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OPTI-WELTMEISTER ROLAZ MACHT AUCH AUF DEM 420ER EINE GUTE FIGUR. © Hansjörg Weimer

Überzeugende Favoriten 

Bereits nach dem zweiten Tag waren die Podestplätze praktisch vergeben. Mit zwei Laufsiegen zum Auftakt hatte Maxime Bachelin gezeigt, dass er die Szene auch mit seinem neuen Partner dominieren kann. Die Zweitklassierten, die Lokalmatadoren Aurelia Fischer/Ilona Hersberger, waren schon klar distanziert. Auf Platz drei, ebenfalls mit grossem Vorsprung auf den Rest des Feldes, kam das Duo Nicolas Rolaz/Erwan Lamoureux. Rolaz hat sich damit in seiner ersten 420er- Saison bereits an der nationalen Spitze etabliert.

Leider gab es am Samstag keine gültige Wettfahrt, obwohl man die Regatteure zweimal aufs Wasser geschickt hatte. Nach dem einzigen Lauf am Sonntag hatte sich das Führungstrio noch weiter abgesetzt. Maxime Bachelin konnte so mit Arno de Planta seinen Titel souverän verteidigen.

Für die Mitglieder des Talentpools war die Saison damit noch nicht zu Ende. An der italienischen Riviera in Imperia wurde im November und Dezember während einigen Wochenenden fleissig weitertrainiert, um sich auf den ISAF-Wettkampf in Malaysia vorzubereiten, der über Weihnachten stattfindet.

 

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