Zwei Jahre lang hatte das Fürstentum Monaco die Ehre, das World Yacht Racing Forum (WYRF) auszurichten. Jetzt räumt es seinen Platz und übergibt die Organisation dem portugiesischen Estoril. Vom 14. – 15. Dezember findet im Kongresszentrum des Badeortes, der sich durch sein Tennis Open und das Formel-1-Rennen international einen Namen ge- macht hat, das dritte Treffen der Entscheidungsträger im Regattasegeln statt. Zu diesem Prestigeanlass werden die wichtigsten Persönlichkeiten aus der Segelszene und aus anderen Sportarten erwartet. Es bietet eine einmalige Gelegenheit, verschiedene Themen in Zusammenhang mit der Entwicklung des Segelsports zu diskutieren.
Wie im vergangenen Jahr findet parallel zum WYRF das Yacht Racing Design and Technologie Symposium statt, an dem Ingenieure und Tech- niker auf dem Gebiet des Regattasegelns zusammenkommen. Da die Konferenzen und Debatten am gleichen Ort wie das WYRF abgehalten werden, können die Teilnehmer an den Veranstaltungen beider Events teilnehmen. Motto der Tagung ist Networking, im Mittelpunkt steht aber die Zukunft des Regattasegelns. Auch der America’s Cup wird wie jedes Jahr ein wichtiges Gesprächsthema sein. Der neutrale, allen offene Kon- text des WYRF bietet sich für Diskussionen über den nächsten Cup gera- dezu an. Es war bereits Schauplatz mehrerer exklusiver Treffen zwischen den Protagonisten der 33. Ausgabe.
Eröffnung durch Spithill
James Spithill, der jüngste Steuermann, der je den AC Cup gewonnen hat, wird am Forum die Eröffnungsrede halten. Mit der ersten Debat- te zur Position des Segelsports im Verhältnis zu den anderen grossen Sportarten geht es gleich zum Kern der Sache. Zu den Diskussionsteilnehmern gehören unter anderem Mark Turner, Executive Director von OC Third Pole (lesen Sie das Interview auf Seite 26), und Karin Bäcklund, die bei Volvo für das Sponsoring verantwortlich ist. Nach ihnen werden Knut Frostad, CEO des Volvo Ocean Race, Franck David, Direktor von Multi One Design, und Jim O’Toole, CEO der World Match Racing Tour, das Wort ergreifen und ihre Sicht über die Zukunft der grossen Segelevents darle- gen. Höhepunkt des Tages dürfte das Podiumsgespräch über die Kosten der verschiedenen Strategien sein, mit denen der Zuschaueranklang mit Hilfe der neuen Medien und des Fernsehens verbessert werden könnte. Der Beitrag von Michael Masquelier, Präsident von IMG Media, wird mit besonderer Spannung erwartet.
Am zweiten Tag macht ein weiterer besonders gern gesehener Gast den Anfang. Loïck Peyron, der am letzten America’s Cup mit Alinghi gesegelt war und auf dem Genfersee regelmässig eine D35 steuert, ist bekannt für seine direkte Art. Er nimmt selten ein Blatt vor den Mund und hat das fehlende Engagement der französischen Privatleute bei der ältesten Sporttrophäe der Welt bereits öfters kritisiert. Er könnte dieses Thema durchaus auch in Estoril aufgreifen und versuchen, seine Landsleute zu motivieren, damit sie endlich einen glaubwürdigen Challenger auf die Beine stellen.
Auch der Nutzen, den die Städte aus der Austragung eines Segelevents ziehen, und die Olympischen Spiele 2012 in Weymouth werden zur Sprache gebracht. Die Anwesenheit des ISAF-Generalsekretärs Jérôme Pels könnte für die eine oder andere hitzige Debatte sorgen. Der Verbandschef wurde an der letztjährigen Ausgabe wegen seiner fehlenden Vision angegriffen, wobei vor allem die umstrittene Entscheidung, die Mehrrümpfer aus dem olympischen Programm zu streichen, im Zentrum stand. Hoffentlich ist Pels diesmal etwas besser vorbereitet und kann der Zuhörerschaft konkrete Antworten liefern.
Match Racing im Brennpunkt
Die World Match Racing Tour (WMRT) sorgte dieses Jahr mit der Ver- steigerung der Startplätze für Polemik, weshalb sich ihre Vertreter wohl ebenfalls auf einige scharfe Worte gefasst machen müssen. Jim O’Toole, der die Leitung der WMRT erst kürzlich übernommen hat, wird sich den Kritikern stellen müssen, auch wenn das Verfahren vor seinem Amtsantritt einge- führt wurde. Er hat bereits bekannt gegeben, dass die WMRT auch weiterhin auf Einrümpfern gesegelt wird und sich an der Vergabe der Startplätze nichts ändert. In Estoril wird er erklären, wie er seine Tour zu einem grossen Medienereignis des internationalen Sports zu machen gedenkt.
Ebenfalls auf dem Programm steht der Umweltschutz mitsamt Ökobilanz und CO2-Fussab- druck, die heute bei fast keinem Projekt mehr fehlen. Andrew Pindar, der im Segelsponsoring und über die Organisation Earth Watch auch im Umweltschutz tätig ist, wird am WYRF seine Sicht der Dinge darlegen.
Am World Yacht Racing Forum 2010 werden die wichtigsten Vertreter der Segelwelt Gelegen- heit haben, über die Positionierung ihres Sports zu sprechen und ihre Ansichten mit denjenigen externer Beobachter und Fachleute aus allen möglichen Bereichen zu konfrontieren. Jeder sollte sich ein Bild davon machen können, was funktioniert und was nicht, damit die Situation in den kommenden Jahren verbessert werden kann. Die hochkarätige Teilnehmerliste erfüllt die höchsten Erwartungen und die Begegnungen dürften für viele eine Bereicherung sein. Auf Skippers.tv und in der nächsten Skippers- Ausgabe erfahren Sie mehr darüber.