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Einzigartige Austauschplattform

von Quentin Mayerat

Die 1964 entworfene Tempest war 1972 und 1974 Olympiaboot. In den nordischen Ländern ist sie noch immer sehr beliebt und bietet an WMs über 60 Einheiten auf. © Yves Ryncki

Der Cercle de la Voile d’Estavayer engagiert sich schon seit langem im Regattasport, es lag also sozusagen auf der Hand, dass er auf den Gedanken kam, vom 5. bis 8. September 2012 auf seinem Revier die zweiten zentralisierten Schweizermeisterschaften in der Geschichte des Schweizer Segelsports nach denen in Romanshorn im Jahr 2008 zu veranstalten. Ganze zweieinhalb Jahre benötigte der CVE, um die vielen Herausforderungen zu meistern, vor die ihn die Vorbereitung dieser Meisterschaft stellte. Es galt, die Logistik zu gewährleisten, die Infrastrukturen bereitzustellen, die Verpflegung sicherzustellen und die Organisation auf dem Wasser für acht Bootsklassen, 220 Boote und über 300 Segler zu regeln. Erschwerend kamen wie bei jeder Regatta die durch die unvorhersehbaren Wetter- und Windbedingungen gegebenen Unwägbarkeiten hinzu. Und auch die Lösungen sorgten für zusätzliche Probleme. Es mussten fünf Clubs unter ein Dach gebracht, knapp 300 Helfer gemanagt, ein erhebliches Budget verwaltet, Sponsoren betreut und „last but not least“ eine internationale 12- bis 13-köpfige Jury aufgeboten werden.

Für die vier Regattabahnen, denen jeweils zwei Bootsklassen – die Starboote und die Tempest, die 470er und die Fireball, die Laser Radial und die Laser 4.7 sowie die Finn und die Laser Standard – zugeteilt wurden, brauchte es also vier Wettfahrtleitungen und entsprechend viele freiwillige Helfer und Material.

Um diesen Riesenaufwand überhaupt bewältigen zu können, appellierte der CVE an die Segelclubs der drei Seen, die ihre Erfahrung und Hilfe bereitwillig anboten. Die Clubs von Bevaix, Biel, de Grandson, Neuchâtel und Yverdon teilten die Aufgaben ihren Kompetenzen bei der Regattaorganisation entsprechend unter sich auf und stellten auch ihre Boote und ihr Material zur Verfügung.

Alle drei Klassen zusammengerechnet segelten in Estavayer rund 100 Laser bei zuweilen kaum spürbarem Wind. © Yves Ryncki

Meisterhafte Organisation

Auch an Land wurden Lösungen gefunden, um die Logistikprobleme, die bei über 200 Booten unweigerlich entstehen, effizient zu lösen. Es standen drei Einwasserungsrampen in zwei Häfen zur Verfügung, während der CVE und die Société coopérative du port d’Estavayer auf dem Wasser knapp 70 Plätze für die grös-seren Einheiten sowie für die Boote der Wettfahrtleitung, Trainer und Coaches freimachten. Die Jollen wurden auf den Parkplätzen untergebracht und auch da waren Helfer am Werk, um den Seglern unter die Arme zu greifen. In weniger als 20 Minuten waren die Jollen im Wasser und die Regatteure konnten den Hafen verlassen!

Bei den 470ern waren die Starts stets hart umkämpft. © Yves Ryncki

Für das leibliche Wohl und das offizielle Nachtessen am Samstagabend sorgte ein Caterer aus der Region. Er bot jeden Tag eine Vielfalt an Gerichten an, während die Freiwilligen Brote strichen und Sandwiches schmierten, das Frühstück anrichteten und Zwischenverpflegungen zusammenstellten. Das Essen an den grossen Tischen bot den Seglern der verschiedenen Clubs und Klassen die Gelegenheit sich informell auszutauschen, wie es sonst nur selten möglich ist. Natürlich benötigt eine solche Veranstaltung ein entsprechendes Budget. Und auch hier wurden Partner aus der Region mobilisiert, allen voran der Energieversorger und Titelsponsor „groupe e“.

Der vor 50 Jahren gezeichnete Fireball ist noch immer eine gut gleitende Sportjolle. © Yves Ryncki

Und danach?

Einige Teilnehmer zeigten sich beeindruckt von dieser ungewöhnlichen Mobilisierung, die meisten aber genossen die gute Stimmung und nutzen die Gelegenheit, andere Klassen kennenzulernen. Dass auch ein paar frisch aus London zurückgekehrte Stars anwesend waren und ihre Eindrücke von Olympia schilderten, war ein willkommenes Plus. Auf dem Wasser wurde die gegenwärtige Hierarchie eingehalten. Die einzige wirkliche Überraschung war der Sieg des jungen Max Hänssler von der Amicale de Voile de Portalban bei den Laser 4.7 (siehe Liste unten, die vollständigen Ranglisten sind auf der Website des CVE aufgeschaltet: www.cvestavayer.ch).

Das Organisationskomitee hat seinen Vertrag erfüllt: Die Meisterschaften konnten in allen Klassen gewertet werden und die Mitglieder sind vielleicht zu Recht stolz, dass sie die Latte für allfällige Nachfolger so hoch gesetzt haben. Es geht das Gerücht um, dass eventuell der Genfersee ein Konzept für eine nächste „Semana suíça de vela“ im Jahr 2016 unterbreiten wird, wenn die Medaillengewinner aus Rio de Janeiro zurück sind. Eine solche Veranstaltung regelmässig durchzuführen würde dem Schweizer Segelsport bestimmt gut tun. Alle Teilnehmer würden profitieren und auch die Angehörigen und die Zuschauer kämen auf ihre Kosten.

Das Starboot ist auch in seinem letzten olympischen Jahr trotz seines Alters eine dynamische Klasse. Aber wie lange noch? © Yves Ryncki

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