LINDA FAHRNI (R.) UND MAJA SIEGENTHALER (L.), MITGLIEDER DES A-KADERS DES NATIONALTEAMS. © Jean-Guy Python
Viele Schweizer Nachwuchsathleten, vor allem aus Randsportarten, müssen ihr letztes Geld zusammenkratzen, damit sie überhaupt an Olympischen Spielen teilnehmen können. Nicht so die Mitglieder des Swiss Sailing Teams. Sie werden von der unabhängigen Institution von Swiss Sailing für den Elitesport fachmännisch betreut und unterstützt. Natürlich fällt auch hier das Geld nicht einfach so vom Himmel. Sponsoring, das im Falle des Segelsports vor allem aus Mäzenatentum besteht, spielt unbestritten eine wichtige Rolle. „Die Spitzensportstruktur von Swiss Sailing lebt teilweise von Gönnern“, bestätigt Jean-Claude Ray. „Segeln ist eine Randsportart. Wir gehören nicht zu den grossen Sportarten, die sich die Löwenanteile der von Swiss Olympic verteilten Gelder sichern können. Unsere Teams und Clubs müssen das nötige Geld deshalb selbst auftreiben.“ Die Bedeutung der Verbandsstruktur und der Qualität der Ausbildung und Unterstützung durch die Clubs sei aber ebenfalls nicht zu unterschätzen, betont der Geschäftsführer von Swiss Sailing. Trotzdem sei der Verband auf Gönner angewiesen: „Sie unterstützen uns, damit wir die 1,5 Millionen Jahresbudget zusammenbekommen. Ohne sie wäre das nicht möglich“, so Ray. Bei dieser ständigen Suche nach Passionierten, die bereit sind, tief in die eigene Tasche zu greifen, zieht der Genfer Alex Schneiter, seines Zeichens Verwaltungsratspräsident der SST SA, die Fäden. „Meine Aufgabe ist es, für eine robuste Finanzlage des Swiss Sailing Teams zu sorgen und ihm zu den nötigen Mitteln zu verhelfen, damit es seine Ziele erreichen kann. Auch wenn man noch so zielstrebig ist, wenn die Sponsoren fehlen und nicht genügend finanzielle Mittel vorhanden sind, wird alles viel schwieriger“, sagt Alex Schneiter.
Übung macht den Meister
Geld allein ist aber nicht alles. Konsequentes Training und viel Durchhaltewillen sind ebenfalls wichtige Bedingungen auf dem Weg zum Erfolg. Das weiss auch Sébastien Schneiter, der zusammen mit Lucien Cujean auf dem 49er zum C-Kader gehört: „Ich war neun, als ich bei der SNG auf Optimist zu segeln anfing. Mit 14 wurde ich in den Talentpool des Clubs aufgenommen. Das bedeutet 40 Tage Wintertraining mit einem Coach. Man sieht den Unterschied sofort, wenn die jungen Segler die Möglichkeit haben, im Winter zu trainieren. Das ist ein echtes Plus. Im Talentpool werden die Segler bestens betreut. Bei grossen Regatten wie bei Europa- oder Weltmeisterschaften ist er zudem auch logistisch eine grosse Hilfe. Wir gehören zum C-Kader und erhalten für das Coaching 15’000 Franken pro Saison. Auf diesem Leistungsniveau werden wir eng betreut und profitieren medizinisch und logistisch von vielen Vorteilen. Unsere Boote werden zum Beispiel in Containern nach Rio verschifft. Vor Ort nehmen Mitglieder von Swiss Sailing das Material in Empfang und laden es ab. All diese Hilfe ist nicht zu unterschätzen.“
LUCIEN CUJEAN (L.) UND SEBASTIEN SCHNEITER (R.), MITGLIEDER DES C-KADERS DES NATIONALTEAMS © Jean-Guy Python
Wichtige Betreuung
Noch besser organisiert ist das A-Kader. Das 470er-Team Linda Fahrni/Maja Siegenthaler weiss um seine Chance. Das Duo wurde während der gesamten Kampagne der Test-Events, die im August in Rio stattgefunden haben, eng betreut. Die beiden Bernerinnen gelten als Profiseglerinnen und erhalten von ihrem Heimclub, dem Thunersee-Yachtclub, zusätzliche Unterstützung. „Das Swiss Sailing Team hilft uns bei der Vorbereitung auf Grossveranstaltungen. Es meldet uns bei den Regatten an, ist mit uns zusammen vor Ort, kümmert sich um die Coach Meetings, informiert uns über Neuheiten und hilft uns bei Reisen auf andere Kontinente bei der Logistik. Für Rio übernimmt es zum Beispiel alles Organisatorische, inklusive Papierkram und Zollformalitäten. Und natürlich werden wir auch finanziell unterstützt“, zählt Maja auf.
Lucien Cujean wurde von Beginn an vom Segelclub in Versoix und der SNG unterstützt, wie er betont: „Die ersten Hilfen, die ich erhalten habe, stammten von drei privaten Gönnern, die ich über die SNG und den Club nautique de Versoix kennengelernt hatte. Dort wurde ich ausgebildet und habe meine Karriere auf Optimist, 420er und Laser gestartet.
Ich war der allererste Junior, der an einer Laser-WM teilgenommen hat und ich glaube, das hat eine gewisse Dynamik ausgelöst und Interesse geweckt. Ich selbst bin wohl ein Produkt der Alinghi-Generation. Alinghi hat den Segelsport in der Schweiz professionalisiert. Dank der Begeisterung um das Team konnte sich der Verband strukturieren. Ihr verdankt er auch den starken Nachwuchs von heute. Wir haben einen Opti-Weltmeister, weil Swiss Sailing und der Talentpool gute Basisarbeit geleistet haben.“