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Pools für Profis

von Quentin Mayerat

Wer heute an Hochseeregatten teilnehmen will, muss ein Training in einer organisierten Einrichtung absolviert haben. Das gilt zumindest für Regatteure mit hochgesteckten sportlichen Zielen. Nostalgiker, die sich nach dem abenteuerlichen Seemannsleben sehnen, haben ausgeträumt. Offshore-Segeln ist wie die meisten Spitzensportarten zu einem Beruf geworden, in dem nichts um eine fortlaufende Weiterbildung und eine peinlich genau geplante Vorbereitung herumführt. Die meisten Segler haben das auch begriffen und suchen Unterstützung in den Trainingszentren, die an der französischen Küste seit einigen Jahren wie Pilze aus dem Boden schiessen.

© Christophe Baudry

La Grande-Motte, Port La Forêt, Les Sables d’Olonne, Pornichet, Douarnenez und Lorient, alle verfügen sie über Einrichtungen, in denen immer mehr Hochseeprofis ihre Ozeanritte vorbereiten. In den angesehensten Pools übersteigt die Nachfrage sogar das Angebot. Der Pôle Finistère Course au Large in Port La Forêt, auch bekannt als „Tal der Verrückten“, ist in diesem Bereich seit rund zwanzig Jahren führend und muss auch regelmässig Bewerber ablehnen. Philippe Cardis und Alexandre Schneiter haben die Struktur im Vorfeld ihrer Transat Ag2R 2002 genutzt.

Das „Tal der Verrückten“

Entstanden ist das Projekt anlässlich der Lancierung des ersten Figaro-Einheitsboots. Sie stellte einen Bruch in der Geschichte der Bootsklasse dar, in der zuvor ein regelrechter, meist siegentscheidender Rüstungswettkampf entbrannt war. Michel Desjoyeaux und eine Handvoll weiterer Skipper hoben nach diesem Paradigmenwechsel das Zentrum aus der Taufe. Heute beschäftigt es fünf Personen und trainiert jedes Jahr rund dreissig Regattasegler. „Wir sind eigentlich rund fünfzig, denn die Teammitglieder werden als Trainingspartner und nicht als Mitglieder betrachtet“, stellt der im Pool als Trainer tätige Loïc Ponceau richtig. „Einmal pro Jahr gehen wir die Anmeldungen durch. Segler, die beim Sportministerium als Hochleistungssportler anerkannt sind, werden automatisch aufgenommen. Bei allen anderen Bewerbungen entscheidet ein Ausschuss. Wir achten darauf, dass wir Skipper auswählen, die den anderen etwas beibringen können.“ Rund dreissig Kandidaturen werden laut Loïc Ponceau jedes Jahr abgelehnt. „Es gibt bestimmt noch mehr Segler, die gerne zu uns kommen würden, doch viele versuchen es angesichts der strengen Zulassungskriterien gar nicht erst. Wir richten uns ja auch an Profis.“

Wie in La Grande Motte befindet sich auch in Lorient ein Trainingszentrum für Spitzensportler. Alle zwei Jahre findet dort auch die internationale Bootsmesse für Mehrrümpfer statt. © Yvan Zedda

Lorient auf gutem Weg

Bei Lorient Grand Large gestaltet sich die Aufnahme etwas einfacher. Die deutlich kleinere Struktur wird vom Gemeindeverbund finanziert, die Lorient auf diesem Gebiet zu einem führenden Kompetenzzentrum machen will. Lorient Grand Large erteilt vor allem theoretische Kurse und erlaubt es den Seglern, gemeinsam zu arbeiten. Ihnen steht ein Gemeinschaftslokal zur Verfügung und sie können die sportlichen In-frastrukturen und den Hafen der U-Boot-Basis nutzen. Dreh- und Angelpunkt des Zentrums ist Trainer Tanguy Le Glatin, der in der Mini-Klasse hohes Ansehen geniesst und im Pool auf selbstständiger Basis arbeitet.

Trainingszentrum am Mittelmeer

Franck Citeau: „Das CEM positioniert sich im Spitzensport. Mit 17 Figaristen haben wir grosse Ansprüche, denn wir wollen den hohen Qualitätsstandard halten. Wir lehnen jedes Jahr Bewerber ab.“ © Franck Citeau

Das im Jahr 2003 von Kito de Pavant gegründete und von Franck Citeau geleitete Centre d’Entraînement Méditerranée (CEM) liegt irgendwo zwischen den beiden vorgenannten Einrichtungen. Obwohl es nicht national ausgerichtet ist, wird das CEM vom Französischen Segelverband FFV unterstützt und auch die Stadtverwaltung von La Grande Motte und die Region l‘Hérault fördern das CEM. Seit 2009 hat es den Status eines regionalen Exzellenzzentrums und lockt immer mehr Interessenten an. In einer Region, die im Regattasegeln sehr aktiv ist, hat ein solches Zentrum durchaus seine Daseinsberechtigung. Da es auch Amateuren offensteht, ist es vor allem für Segler attraktiv, die am Anfang ihrer Karriere stehen.

© zVg

Ravussin, Stamm, Wavre und andere bekannte Schweizer Segler haben kein solches Zentrum durchlaufen und treiben ihre Karriere selbstständig voran. Die neue Generation wie die Mini-Segler Justine Metraux und Simon Koster haben den Nutzen solcher Strukturen hingegen erkannt. Ihre Resultate zeigen klar, dass ihr Vorgehen Sinn macht. Es kann davon ausgegangen werden, dass sie Nachahmer finden.

Pôle Finistère Course au Large © zVg

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