Originelle Aufmachung sticht ins Auge: Zimmerli Bekleidung wirbt auf Onyx-Jachten. © Walter Rudin
Wer glaubt, sein sportliches Segelprojekt gut dargestellt in einer Hochglanzbroschüre verschiedenen Firmen mit der Post zuschicken und dann auf eine positive Antwort warten zu können, ist auf dem Holzweg. Potenzielle Sponsoren sehen sich einer Flut solcher Bewerbungen gegenüber und die gut gemeinte Präsentation landet unweigerlich im Papierkorb. Gerade für Randsportarten wie das Segeln ist es insbesondere in der Deutschschweiz schwierig, sich Akzeptanz zu verschaffen. Da helfen auch achtbare und internationale Erfolge der Athleten wenig.
„Sponsoring funktioniert nur über ein persönliches Netzwerk“, meint Markus Sigrist, Teamleader des erfolgreichen Zentralschweizer SailArt-Teams, das 2010 als Sieger der Kieler Woche bei den Platu25 für Furore gesorgt hatte. Er wendet dafür enorm viel Zeit auf: „Man muss probieren, in irgendeiner Form persönlich an die Verantwortlichen einer Firma heranzukommen, um diese im Gespräch vom Nutzen und Werbeeffekt eines Engagements zu überzeugen und sie in den Kreis der bisherigen Sponsoren einzuführen. So entstehen Win-Win-Situationen, von denen nicht nur die Sportler, sondern auch die Sponsoren profitieren.“
Volvo engagiert sich nicht nur international im Segelsport, auch in der Schweiz ist die Automarke aktiv. Lokale Volvo-Vertreter treten als regionale Sponsoren auf. © Loris von Sienbenthal
Hochkarätige Events lassen sich verkaufen
Ein solches Vorgehen empfiehlt sich nicht nur für Segler, sondern auch für Regattaorganisatoren. Das St. Moritz Match Race hat mit gut 750‘000 Franken wohl das grösste Budget aller Schweizer Segelevents. Es wurde vom grossen Segelmäzen und Organisator Ronald Pieper ins Leben gerufen und avancierte zum prestigeträchtigen Teil der World Match Racing Tour. Nach Piepers plötzlichem Tod hatten Pessimisten nicht mehr mit einem Weiterbestehen des Events in dieser Grössenordnung gerechnet. Falsch gedacht. Obwohl sich Nachfolger Christian Scherrer ganz bescheiden gibt und vor allem auf das grosse Engagement von Piepers Tochter Beryl verweist, ist es „Blumi“ gelungen, auch sein Netzwerk gewinnbringend zu nutzen und weitere Sponsoren zu finden. Und seither schreibt das Race im Engadin sogar schwarze Zahlen.
Die Berner von Marazzi Sailing konnten den Bieler Uhrenhersteller Armin Strom überzeugen, sie bis Olympia 2012 zu unterstützen. © DR
„Du musst den Sponsoren etwas bieten können, etwas zurückgeben“, meint Christian Scherrer und erklärt: „Das St. Moritz Match Race ist für den Sponsor eine ideale Plattform, um Gäste einzuladen. Daneben sind natürlich auch die Medien enorm wichtig, sie tragen den Anlass nach aussen. Für das St. Moritz Match Race leistet deshalb die Werbeagentur MaxComm professionelle Arbeit, beliefert die Medien mit viersprachigen Bulletins und versorgt das Internet inklusive Twitter und Facebook.“
Innovative Formen gefragt
„Wer diese Unterstützung nicht hat, sollte aber nicht verzweifeln“, meint Scherrer. Man braucht aber ein gutes Konzept und originelle Ideen.“ Scherrer fordert die Segler deshalb auf, innovativ zu sein, auch wenn es nicht immer klappt mit dem grossen Coup. So scheiterte etwa der bekannte Matchracer Eric Monnin mit seinem Olympiaprojekt. Er plante zusammen mit Simon Brügger eine Teilnahme auf dem 470er, doch der Sponsor entschied sich im letzen Moment für die Werbung auf einem Heissluftballon und liess Monnin fallen. Besonders für weniger erfolgreiche und junge Segler scheint es oft ein Ding der Unmöglichkeit an Geldgeber heranzukommen.
Rainer Staub, CEO der Swiss Sailing Team AG, nimmt an den SUI Sailing Awards 2010 vom Herausgeber des Magazins Skippers, Segeln & Ozean einen Scheck in Höhe von CHF 10‘000.- entgegen. 2011 soll der Unterstützungsbeitrag mindestens ebenso hoch ausfallen. © DR
Donatorenclubs fördern Junioren
In der Deutschschweiz haben kluge Köpfe deshalb schon in den 90er-Jahren begonnen, Netzwerke über Donatorenvereinigungen aufzubauen. Die Region Zentralschweiz hat hier mit dem Club Sailforce Pionierarbeit geleistet. Seit drei Jahren hat auch die Region Zürichsee mit ihrem Business Club Segeln eine eigene Plattform. Markus Helbling präsidiert diesen Verein, der sich mittlerweile einen neuen Namen gegeben hat. Man möchte etwas weniger etabliert wirken und nennt sich deshalb Club Beaufort. „Um uns weiter zu öffnen, haben wir auch den Mitgliederbeitrag reduziert und zwar auf ganz originelle Weise“, schmunzelt Helbling. „Statt der anfänglich jährlichen 1500 Franken soll in Zukunft jeder so viele Hunderternoten geben, wie er gerne Beaufort-Stärken segeln würde.“ Club Beaufort sieht seine Aufgabe vor allem in der Finanzierung des Nachwuchsprojektes Swiss Sailing Team Region 5 (SSTR5).
Treffpunkt Sailing Award
Awards schaffen Renommee: Reto Walser übergibt den Zentralschweizer Preis für Verdienste am Segelsport an Thomas Fehlmann. © Ives Wedekind
Zu einem beliebten Stelldichein für Segler und Sponsoren haben sich die regionalen Sailing Awards entwickelt. Vor der prächtigen Kulisse des grossen Ballsaals im ehrwürdigen Hotel Schweizerhof in Luzern trifft sich mittlerweile alljährlich Anfang Januar alles, was in der Innerschweizer Segelszene Rang und Namen hat. Die Awards bieten eine gute Gelegenheit, den Sponsoren und Donatoren in gediegener Atmosphäre zu zeigen, was mit ihrem Geld geschieht. Daneben wirken sie natürlich auch für die Segelsportler motivierend. Endlich erhält ihre Leistung vor einem grossen Publikum Anerkennung.
Segel sind durchaus interessante Werbeflächen. Ruf wirbt im Zürcher Seebecken. © Hansmedi Widmer
In der Region 5 wurden die Awards 2011 erstmals verteilt. Das erste Seglerfest im Bockengut in Horgen war ein voller Erfolg. Einzig ein paar Clubpräsidenten scheinen mit ihrem Fehlen die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt zu haben. Wer hier als offizieller Clubvertreter den ausgezeichneten Sportlern nicht die Ehre erweist, sein Netzwerk pflegt und ausbaut, braucht sich nicht über mangelndes Interesse an den eigenen Regatten und fehlendes Sponsoring zu beklagen. Er hat in doppelter Hinsicht eine gute Gelegenheit verpasst.