Alles schien perfekt zu sein. Seit Tagen sorgte eine kräftige Westströmung für ideale Windbedingungen. Ausserdem fand kurz vor dem Start endlich auch die Sonne einen Weg durch die bis anhin dichte Wolkendecke und ein dem Jubiläum würdiges Naturschauspiel bahnte sich an. Die Wettfahrtleitung reagierte euphorisch. 25 Jahre Vierwaldstättersee-Cup und 40 Jahre 50-Meilen Trophy sollten an diesem Juni-Wochenende gebührend gefeiert werden. Die Mitglieder des Segelclub Stansstad hatten daher keine Mühe gescheut und ein breites Rahmenprogramm organisiert. Und sie schienen für ihren Aufwand tatsächlich belohnt zu werden. Man spekulierte sogar darüber, endlich wieder einmal den ungekürzten Parcours segeln zu können. Auch auf den rund achtzig Yachten, die unter der Startlinie kreuzten, war die Stimmung gut. Optimismus und Vorfreude lagen in der Luft. An den nervenaufreibenden Kampf gegen die Flaute während der letztjährigen Ausgabe dachte kaum mehr jemand. Punkt 19.30 Uhr fiel der Startschuss. Das Feld passierte die Linie und rauschte davon. Unaufhaltsam, wie es schien. Doch nicht lange. Der Startschuss musste als Signal für höhere Mächte gewirkt haben. Denn der Wind liess nicht nur nach, er schlief sogar ein. Bereits wenige Minuten nach dem Start stand das Feld wieder dicht gedrängt. Die eingefallenen Spinnaker hingen traurig nach unten und in der eingekehrten Stille wurde leises Fluchen vernehmbar. Am Vierwaldstättersee war der Alltag eingekehrt.
Alinghi machte Stimmung
Da das Ufer tagsüber nicht erwärmt wurde, bestand wenig Hoffnung auf eine nächtliche Thermik. Das Komitee sah sich daher gezwungen, den kürzest möglichen Kurs segeln zu lassen – also wie schon die letzten Jahre nur in einen der vier Arme des Vierwaldstättersees hinein. So schlichen die Boote in Richtung Gersau in die Nacht hinein, angetrieben durch ein laues Lüftchen. Die Segler hegten die leise Hoffnung, sich noch vor dem Morgengrauen ins heimische Bett verkriechen zu können. Am schnellsten war der Urner Andreas Zimmerli mit seiner BB12. Er passierte die Ziellinie noch vor Mitternacht und sicherte sich damit den Sieg in der offenen Yardstick-Klasse. Doch auch der grösste Teil der Verfolger absolvierte den gnädig gekürzten Parcours noch im Laufe der Nacht.
Ein Umstand, der den folgenden Aktivitäten zugute kam. Denn feiern war angesagt. Pünktlich zum Start des ersten America’s-Cup-Matches traf man sich im Festzelt in Stansstad zum Public Viewing. Die Mühen und Windkapriolen der letzten Nacht schienen vergessen. Es wurde gefachsimpelt, spekuliert und angefeuert. Und als die Alinghi als Erstes die Ziellinie querte, stand einer würdigen Jubiläumsfeier stimmungstechnisch nichts mehr im Weg. Ein guter Grillmeister, eine Sprungburg für den Nachwuchs und eine solide Band sorgten dafür, dass sich die ganze Familie wohl fühlte. So feierte man euphorisch den Alinghi-Sieg, das Jubiläum und vielleicht auch ein bisschen sich selbst. Und dass man sich die gute Laune nicht durch widrige Winde hat vermiesen lassen.
Grosses Feld am Uristier
Die Uristier-Regatta gilt als die einzige windsichere Regatta des Vierwaldstättersee-Cups. Nur eine Woche nach der nächtlichen Flaute während der 50-Meilen Trophy wusste man dieses Privileg besonders zu schätzen. Mit über sechzig Yachten am Start – davon auffallend viele Sportboote vom Zürichsee – war die Teilnehmerzahl dementsprechend hoch. Enttäuscht wurde man auch dieses Jahr nicht. Die gewohnt konstant wehende Thermik machte bereits am Samstag drei Läufe möglich. Am Sonntag sorgte ein aufkommendes Gewitter für Windböen von über sechs Beaufort, was auf einigen etwas übertakelten Yachten zu Problemen führte. So fabrizierten sowohl die BB12 als auch die UBS Nessy-Racing in ihrem Heimrevier spektakuläre Sonnenschüsse. Die Wettfahrtleitung entschied sich daher, die Regatta nach einem Lauf zu beenden. Dominiert wurden die Wettfahrten von auswärtigen Konkurrenten. In der Yardstick-Klasse siegte der Zuger Peter Müller bereits zum dritten Mal in Serie. Allerdings nur hauchdünn vor dem Luzerner Peter Seinet, der mit seiner Modulo 105 bereits letztes Jahr den Ehrenplatz belegt hatte. In der ORC-Klasse 5 führte der Zürcher Raphael Näf Regie. Er gewann drei der vier Läufe. Und bei den Sportbooten siegte Oscar Paulich vor zwei weiteren Esse 850 vom Zürichsee. Für einmal geschlagen geben musste sich die heimische Flotte der Beneteau 25. Sie kamen nicht über das Mittelfeld hinaus. Allerdings wurden sie – genauso wie die Onyx und Esse 850 – separat gewertet. Dieser Umstand täuschte jedoch nicht darüber hinweg, dass die Beneteaus für einmal nicht mit den neuen Klassen zu konkurrieren vermochten.
Weitere Informationen und Ranglisten zum Vierwaldstättersee-Cup unter: www.vc-cup.ch