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Umstrittene Versteigerung der Startplätze

von Quentin Mayerat

Am World Yacht Racing Forum von Monaco im Dezember 2009 wurde es offiziell: Für die Teilnahme an der World Match Racing Tour (WMRT) wird nicht nur eine Startgebühr verlangt, drei Plätze werden auch versteigert und drei weitere ohne jegliche Rücksicht auf sportliche Leistungen vergeben. Dieses seltsame Vorgehen ist der Beweis dafür, dass der Circuit, der eigentlich die Segelelite repräsentieren sollte, Mühe hat seine Identität zu finden und bei den Seglern glaubwürdig zu wirken.

Zur Entlastung der Organisatoren muss angeführt werden, dass es schwierig ist, Seglergrössen für die Teilnahme an der World Tour zu

gewinnen. Für charismatische Leader wie Coutts, Spithill, Barker oder Cayard wirft sie nicht genug ab und ist deshalb finanziell uninteressant. Immerhin hat sie es einer neuen Generation Match Racer ermöglicht sich zu profilieren. Trotzdem stehen sie weiter im Schatten der Stars. Und obwohl das sechsstellige Preisgeld auf den ersten Blick verlockend scheint, ist es in Wahrheit doch eher bescheiden, denn schliesslich muss ein fünfköpfiges Team ein Jahr lang davon leben. Die WMRT versucht seit ihrer Gründung berühmte, medienwirksame Skipper anzulocken, um auf sich aufmerksam zu machen und auch Sponsoren zu gewinnen. Doch ob das mit der undurchsichtigen Vergabe der Startplätze für 2010 auch wirklich gelingt, scheint eher zweifelhaft – ganz besonders für eine Regatta, die unter der Schirmherrschaft des ISAF-Weltverbands steht.

Klar und transparent?

Fassen wir das Verfahren der WMRT zusammen: Die Organisatoren verfügen über neun  Tour Cards, die zur Teilnahme an sechs der acht Regatten der Saison berechtigen (die Teilnahmeberechtigung am Monsoon Cup, der neunten und letzten Regatta, wird anhand der Rangliste aus den anderen Events ermittelt). Die Plätze werden wie folgt verteilt: Drei Tickets gehen an die drei Erstplatzierten des Vorjahres Adam Minoprio, Torvar Mirsky und Ben Ainslie. Während Minoprio freundlicherweise eingeladen wurde, mussten Mirsky und Ainslie 5’000 $ bzw. 10’000 $ auf den Tisch legen. Drei weitere Karten werden versteigert und die drei letzten von der World Tour nach eigenem Gutdünken vergeben. Die Gesamtsumme der für die Startplätze hingeblätterten Beträge wird nicht bekannt gegeben. Man weiss zwar, dass Peter Gilmour, Mathieu Richard und Ian Williams ihre Tickets ersteigert haben, wie viel jedoch bezahlt haben und wie viele andere Skipper überboten wurden, darüber wird Stillschweigen gewahrt. Ein Profisegler könnte es sich angesichts des möglichen Preisgeldes aus den sechs Läufen wahrscheinlich leisten, 50’000 $ und mehr auszugeben. Bis zu welchem Preis sich eine Teilnahme aber lohnt, das muss jeder Segler selbst ausrechnen. Die Organisatoren der World Tour halten dieses System für gerechtfertigt, denn es ist, wie sie betonen, einfach und klar für alle. Ausserdem haben die Teams die Möglichkeit, ihr Programm selbst zusammenzustellen und bei ihren Sponsoren dafür zu werben, was bei traditionellen Einladungen zu den einzelnen Regatten nicht möglich wäre. 

Gut gemeint

Hinter dem Vergabesystem steckt eine gute Absicht, das Ergebnis wird aber in Seglerkreisen scharf kritisiert. Marc Bouet, Trainer der französischen Mannschaft, gab seinem Missmut klar Ausdruck. Für ihn ist es unverständlich, dass die World Tour die drei „freien“ Tours Cards an Francesco Bruni, Björn Hansen und Bertrand Pacé, 7., 22. und 56. des ISAF-Rankings vergeben hat. „Ich verstehe diese Wahl nicht“, sagt er verbittert. „Auch die Freundschaft und der Respekt, die ich für diese drei Match Racer empfinde, ändert nichts an meinem Standpunkt. Damien Iehl, 3. der ISAF-Weltrangliste, hätte einen Platz an der Tour verdient. Er wurde nicht einmal kontaktiert.“

Nicht ganz so harsch fährt der Schweizer Match Racer Eric Monnin mit den Organisatoren ins Gericht. „Die Situation ist ziemlich verzwickt, denn auch die Vergabe der Startplätze nach rein sportlichen Gesichtspunkten ist nicht unbedingt eine Erfolgsgarantie, wie wir bei den letzten internationalen Events feststellen mussten. Fragwürdiger ist hingegen die Versteigerung. Sie versperrt vielen Teams den Weg, aber natürlich ist jeder auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Die glücklichen Besitzer einer Tour Card finden das System richtig, der Rest ist frustriert.“ Junge Talente haben es durch das umstrittene Verfahren auf jeden Fall noch schwerer als früher sich zu beweisen. Auch die Hoffnung, eine Wild Card für die eine oder andere Regatta zu ergattern, ist verschwindend gering, denn in der Regel erhalten die Clubs jeweils nur zwei davon.

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