Daniel kann seine Aufregung nur schlecht verbergen, als er an Bord der neuen CNB 76 geht. Etwas zittrig steigt er aus dem Schlauchboot, das ihn bis zur geräumigen Badeplattform gebracht hat. Sie dient als Tor zur Heckgarage für das 3,85 m lange Dinghi. Geschüttelt vom Wellengang zögert der künftige Eigner einen Moment, bevor er vorsichtig an Deck des rassigen Bootes geht. Über ein Jahr hat er von dem langen, kraftvollen Einrümpfer geträumt, den er nach Plänen bestellt hat. „Das Design und das Potenzial des Bootes hatten es mir sofort angetan. Ich habe mich auch bei der Konkurrenz umgeschaut, doch zu diesem Preis ist die CNB 76 unschlagbar“, sagt der Geschäftsmann. Er hat auch schon konkrete Pläne: „Ich will damit drei Jahre lang um die Welt segeln. Es ist ein echtes Boot von Seglern für Segler“, freut sich Daniel und verweist dabei auf das unglaubliche Gefühl am Steuer der Jacht.
Bereits fünf Bestellungen
Das erste Exemplar der bislang fünf bestellten Einheiten ist am 20. August in Bordeaux termingerecht vom Stapel gegangen, wie Olivier Lafourcade, der Gründer der Werft CNB, betont. Hinter der Pünktlichkeit stecken jahrelange Umfragen, Studien, Forschungen und Analysen, die von den Werftleitern, Designern und Ingenieuren von CNB für den Entwurf und den Bau dieser eleganten, 23,17 m langen und 6,10 m breiten Sloop durchgeführt wurden. Am Festival de la Plaisance in Cannes Mitte September machte die Luxusjacht grossen Eindruck und überzeugte auch gleich zwei neue Kunden. Anfang Oktober segelte sie zwischen den Teilnehmern der Voiles de Saint-Tropez ihre ersten Schläge. Dort sah sie auch Daniel das erste Mal. „Ich habe mich für dieses Boot entschieden, weil ich ein grosser Fan von Einrümpfern bin und ein sportliches und zugleich sicheres Boot wollte. Eines, auf dem es sich komfortabel segeln lässt, das aber nicht nur blenden soll. Und eines, das sich leicht handhaben lässt, gut ausgestattet und schallgedämpft ist“, sagt der künftige Chef an Bord, der das Boot im Frühling 2014 entgegennehmen kann. Bis dahin wird es von einem Team aus Profi-Seglern auf Herz und Nieren geprüft. Ausstattung, Zubehör, Beschläge und der Trimm werden genauestens unter die Lupe genommen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse fliessen dann in die nächsten Exemplare ein. „Wir wollen das Boot nicht neu gestalten. Alle Kunden, die es besichtigt haben, waren vom Layout überzeugt. Die Designer haben ihre Erwartungen perfekt auf den Punkt gebracht. Es gibt aber immer noch kleinere Sachen, die verbessert werden können“, erklärt Verkaufschef Thomas Gailly.
Die 144 m2 grosse Rollgenua wird elektrisch bedient, das Grosssegel mit seinen 160 m2 lässt sich über ein hydraulisches System hissen. Die CNB 76 ist kursstabil. In der 13 Knoten starken Brise von Saint-Tropez segelt sie 31°C zum Wind. Der von Philippe Brian gezeichnete Rumpf mit seinem Knickspant oberhalb der Wasserlinie macht in den kleinen, kurzen Wellen an diesem Herbstnachmittag eine gute Figur. Eher ungewöhnlich ist der weit nach achtern versetzte 30-Meter-Mast. „Damit kann die Fläche des Vorsegels und des Grosssegels besser verteilt werden“, erklärt der Skipper. Ausserdem vergrössert sich dadurch der völlig freie Bugbereich. Das Schothorn der 79 m2 grossen Stagfock ist auf eine Schiene montiert, was die Wenden vereinfacht.
Philippe Briand hat besonderen Wert auf die Zentralisierung des Gewichts gelegt und deshalb im Maschinenraum auch die Wasser- (1500 l) und Dieseltanks (2500 l) sowie den mit 7 l/h bei 8 Knoten treibstoffarmen Volvo D4 hp 2800 tmr Motor untergebracht. Er befindet sich direkt hinter dem Flügelkiel mit 15 t Ballast.
Hochseetaugliche Jacht mit allem Komfort
Das Innendesign wurde von Jean-Marc Piaton entworfen. Es besticht durch eine schöne Eignerkabine im Bugbereich. Das Bett steht an einer halbhohen Wand in Fahrtrichtung. Durch zwei rechteckige Bullaugen hat man eine wunderbare Sicht aufs Meer. Zwischen dem Bugbereich und dem geräumigen Salon befinden sich zwei weitere Kabinen. Der backbordseitige Aufenthaltsbereich mit Rundumsicht und einem grossen, einstellbaren Tisch ist so hoch gelegt, dass man die Nähe zum Meer spürt. Steuerbordseitig wurden vor dem Kartentisch zwei sich wie in einem Zug gegenüberliegende Bänke montiert, die einen gemütlichen Raum zum Schmökern schaffen.
Etwas nach unten versetzt und durch eine Türe abgetrennt befindet sich die grosse, mehr als gut ausgestattete Küche. Sie wurde absichtlich nach hinten verlegt, um die Gerüche im Salon so gering wie möglich zu halten. Daneben liegt die Crewkabine, die wie alle anderen Kabinen über eine grosszügige Nasszelle verfügt.
In der untergehenden Sonne bahnt sich die
grosse Jacht mit verblüffender Leichtigkeit ihren Weg durch den Golf von Saint-Tropez. Daniel ist total begeistert: Er braucht nur eine Hand, um das Steuerrad aus Teak und Carbon zu bedienen. Das Cockpit ist so geräumig, dass es trotz der zehn Personen an Deck leer scheint. Um von einer Seite zur anderen zu gelangen, kann man sich an der Grossschot festhalten, deren Winsch sich zwischen den beiden Rudern befindet.
CNB ist es ganz offensichtlich gelungen, Qualität mit den Anforderungen einer One-off zu verbinden und die industrielle Herstellung so zu rationalisieren, dass sie ihre Luxusjacht zu einem Preis anbieten kann, der die Konkurrenz bestimmt wachrütteln wird. Das Juwel wird je nach Einsatzbereich in verschiedenen Layouts angeboten.
Glücklich über die erste Ausfahrt sagt Daniel zu Olivier Lafourcade und Thomas Gailly, bevor er auf den Steg springt: „Letzte Nacht habe ich mich gefragt, ob ich wirklich die richtige Wahl getroffen habe und ob ich das Boot wirklich will. Heute lautet meine Antwort ja.“ Daniel wird Weihnachten 2014 zusammen mit seiner Familie in den Antillen verbringen.