Text : Emmanuel van Deth
Nicht nur die Autobranche, auch die Freizeitschifffahrt interessiert sich für
Wasserstoffantriebe. Bisher aber fehlte es an einem visionären, unerschrockenen Hersteller, der die Theorie in die Praxis umsetzt. Fountaine Pajot hat den Schritt gewagt und mit dem Samana 59 Smart Electric REXh2 einen ersten Prototyp mit Brennstoffzelle gebaut.
Ausgehend von einer Standard-Samana 59 entwickelten und installierten die Teams von
Fountaine Pajot und EODev eine Elektro- Wasserstoff-Einheit mit einer Nennleistung von 70 kW. Der 300 Kilo schwere Generator im hinteren steuerbordseitigen Laderaum versorgt mithilfe von 42 Quadratmetern Solarpaneelen lautlos eine 6 kWh LiFePO4-Batterie (Lithium- Eisen-Phosphat) mit Strom. Sie wiegt 350 Kilo und ist mit der Batterie eines elektrobetriebenen
Luxusautos vergleichbar. Jeder Motor leistet 5 kW. Die 15 Kilo Wasserstoff werden bei 350 bar
in speziellen Carbontanks gelagert, eine Röhre wiegt nur gerade 30 Kilo. Vor Anker hat der
Elektro-Wasserstoff-Motor eine Betriebsdauer von 40 Stunden, bei 5 Knoten von 10 Stunden. Die Energie der Solarpaneele und vor allem die Wasserstofferzeugung beim Segeln können diese Bruttowerte allerdings deutlich erhöhen. Für den Notfall werden ein kleiner Generator und
700 Liter Treibstoff mitgeführt. Bei einer Standardnutzung sollte der Kat eine Woche autonom (und vor allem emissionsfrei!) sein. Das ist etwa halb so viel wie bei einem mit zwei 110-PS-Motoren, zwei 15-k-Generatoren und 1400 Liter Diesel ausgestatteten Modell. Die Verdrängung des Samana 59 Smart Electric REXh2 ist bei Volllast nicht viel grösser als die des Serienkats.
Chartereinsatz entscheidet über Erfolg oder Misserfolg
Die Zulassung steht kurz bevor. Danach wird der Prototyp in La Rochelle seine ersten Testfahrten segeln. Auch wir werden natürlich für die Feuertaufe vor Ort sein! Anschliessend wird der grosse Katamaran in die Karibik überführt und vom Charterunternehmen Tradewinds in Betrieb genommen. Magnus Lewin, der Geschäftsführer der auf Kabinencharter im Abonnement spezialisierten Firma, hat den avantgardistischen Samana gekauft. Sein Antrieb ist in vielerlei Hinsicht attraktiv, hat derzeit aber auch noch ein grosses Problem. Kein Hafen bietet die Möglichkeit, Wasserstoff zu tanken. Umweltbewusste Chartergesellschaften wie Tradewinds und Dream Yacht Worldwide, das bei Fountaine Pajot gerade zehn Elektro- Kats bestellt hat, könnten durchaus eine Vorreiterrolle spielen und am Beispiel der Tesla-Supercharger Ladestationen installieren. Wir bleiben
dran! fountaine-pajot.com