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Voiles de Saint-Tropez: Frischer Wind in Saint-Tropez

von Servane Dorleans

Neuer Präsident, neues Format: Dieses Jahr wehte an den Voiles de Saint-Tropez ein frischer Wind. Der Traditionsanlass dauerte erstmals zwei ganze Wochen und bescherte den Teilnehmern und Zuschauern trotz strenger Auflagen doppelt so viel Segelvergnügen und Spektakel wie sonst.

DIE SWAN 50 MATHILDE VON MORTEN KIELLAND, SAILING OFFICER UND BOARD MEMBER DES GYC.

Text: Servane Dorléans 

Fotos: Gilles Martin-Raget

Mit Flaute, starkem Mistral, Sonne und Regen spielte Saint-Tropez vom 27. September bis 9. Oktober 2020 das ganze Spektrum an Wetterkonditionen durch. Den Teams, die nach der Zwangspause endlich wieder regattieren konnten, war‘s recht. «Die Ausgabe 2020 war trotz Pandemie ein voller Erfolg mit schönen Läufen in allen Klassen. An Land hielten sich die Teams an die Regeln und blieben meistens auf dem Boot», gratulierte Pierre Roinson, der neue Präsident der Société Nautique de Saint-Tropez (SNST). Er erlebte die «Voiles» nicht nur von aussen, sondern auch von innen mit: «Ich nehme seit 37 Jahren daran teil. Die Doppelrolle als Präsident und als Segler hat den Vorteil, dass ich sehe, was auf dem Wasser passiert, die Stimmung, die Kurse, allfällige Misstöne mitbekomme und falls nötig Rückmeldungen geben kann.»

FÜR OTTOCINQUE XL WAREN ES DIE ERSTEN «VOILES».

Neues Format

2020 wurden die Voiles auf zwei Wochen ausgedehnt. Ausschlaggebend für die Formatänderung waren in erster Linie Platzprobleme und Sicherheitsbedenken. Pierre Roinson: «Normalerweise kommen 300 Boote zu den Voiles, das ist sehr viel. Es wurde oft eng. Boote so unterschiedlicher Grösse miteinander segeln zu lassen ist kompliziert und kann beim Kreuzen gefährlich werden.» Um solch riskante Situationen gar nicht erst zuzulassen, beschloss die SNST, die Flotte anhand der Grösse und des Potenzials der Schiffe in zwei Gruppen zu gliedern: Die klassischen und modernen Boote mit einer Maximallänge von 20 Metern traten in der ersten Woche, die Wallys, Maxis, Mini-Maxis, Schoner und grossen Traditionsjachten in der zweiten Woche an. «So können wir den Teilnehmern bessere Bedingungen und dem Publikum mehr Spektakel bieten, denn die Start- und Ziellinie befindet sich für alle wie zu Zeiten der Nioulargue vor dem Portalet-Turm. Die Entscheidung war goldrichtig», befand der Präsident. Jetzt müsse man sich nur noch überlegen, ob man die Flotte der klassischen Boote, die doch sehr zahlreich sind, nicht auch noch aufteilen wolle.

NOSTROMINO, DIE EINZIGE WALLY NANO VOM GENFERSEE.

Gelungene Vorstellung der Schweizer

Aufgrund der Reisebeschränkungen waren die Schweizer dieses Jahr mit einer kleinen Delegation angereist. Die Anwesenden machten ihre Sache wie gewohnt hervorragend, angefangen bei Nostromino, der einzigen Wally Nano vom Genfersee. Sie wurde in Saint-Tropez vom zweifachen Soling-Olympiasieger Jesper Bank gesteuert und holte sich auch prompt den Sieg in der IRF-Wertung. «Wir waren bei allen Bedingungen gut unterwegs, was uns selbst erstaunt hat. Nostromino ist wie ein Wolf im Schafspelz. Aus der Ferne fürchtet sich niemand vor ihr, aber gut getrimmt, gesteuert und richtig gesegelt hat sie Siegerqualitäten», sagte Boat Captain und Projektmanager Anthony Bannwart (GYC, SNR), der die Nostromino sonst üblicherweise steuert. Dieses Jahr konnte der in der Schweiz lebende Bootseigner Sir Andrew Cook auf ein besonders hochklassiges Team zählen. Neben Jesper Bank, der die Segelmacherei Elvstrøm Sails vertrat, umfasste es die beiden Mitglieder des Gstaad Yacht Club (GYC) Robert Boo und Christian Hauswirth, den Schweizer Trimmer Bertrand Geiser und Joop Doomernik, der die Wally Nano in den Niederlanden baut und begeistert meinte: «Auf dem Meer lief alles wie am Schnürchen. Es wäre schön, wenn sich nächstes Jahr weitere Wally Nano dazugesellen würden.»

Die Ottocinque XL hatte an den Voiles ihren ersten grossen Auftritt. An ihrer Premiere klassierte sich die Solaris 44.2 von Alain Marchand auf dem 5. Platz nach IRC. «Wir leiten das Projekt zu viert und sind schon lange befreundet. Früher segelten wir auf One-Design-Booten, haben jetzt aber beschlossen, auf ein ruhigeres Boot umzusatteln», erzählt der erfahrene Schweizer Segler, Segeldesigner und Bootskonstrukteur. «Wir freuen uns, dass die Voiles stattfinden konnten, obwohl wir umständehalber nicht viel trainiert haben und die Hälfte der Teams nicht anreisen konnte.» Mathilde, das zweite Schweizer Boot in dieser Kategorie, landete auf dem 10. Platz. «Es tut gut, wieder aufs Wasser zu können», freute sich ihr Eigner Morten H. Kielland. «Es war unsere erste Regatta dieses Jahr. Eigentlich hätten vier Swan 50 hier sein sollen, unsere war schlussendlich die einzige.»

In der zweiten Woche konnte ein weiteres Schweizer Boot einen Sieg einfahren: Die Wally 80 Ryokan 2 des Genfers Philippe Ligier gewann die IR2-Wertung. Auch für sie war es die einzige Regatta in diesem Jahr. «Ein echter Befreiungsschlag!», kommentierte der Skipper François Brenac. «Nur schade, dass die Formatänderung in ein Jahr fällt, in dem aufgrund der Gesundheitslage weniger Boote am Start sind. Die Idee ist an sich gut, aber die Atmosphäre war nicht die gleiche, denn früher segelten die grossen Boote ausserhalb des Golfs.» Aloha, das letzte Schweizer Boot im Bunde, belegte in der IR3-Wertung den 5. Platz.


Eva gewinnt die 15. Rolex Trophy

Die Rolex Trophy, die dieses Jahr die Traditionsjachten mit Gaffeltakelung der Kategorie B feierte, krönte die Fife-Jacht Eva mit Baujahr 1906 zur neuen Siegerin. Eva gehört Pete Townsend, dem Songwriter und Gitarristen von The Who. Mit Skipperin Charlotte Franquet gewann sie zwei der drei Läufe und stand damit als klare Siegerin fest.

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